775 Jahre Ronneburg - die Romanik als
Geburtsstunde
1236 – 2011
Die Urkunde des Staufer Kaisers Friedrich II.
Im Jahre 1986
feierte die Gemeinde Ronneburg mit dem Jubiläum „750 Jahre Ronneburg“ ein
großes Fest. Inzwischen sind 25 Jahre vergangen. Die Ronneburger wollen an
diese Tradition anknüpfen und feiern im Jahre 2011 das Jubiläum „775 Jahre
Ronneburg“. Es soll ein Fest der ganzen Gemeinde, aller Vereine und aller
Bürger mit ihren Kindern werden. Ein umfassendes Festprogramm wird über die
Aktivitäten informieren. Ronneburg freut sich auf viele Besucher!
Die moderne
überschaubare Verwaltungseinheit „Ronneburg“ entstand aus dem kommunalen
Zusammenschluss der 3 Ortsteile Hüttengesäß, Neuwiedermuß und Altwiedermus
im Jahre 1972. mit damals 2680 Einwohnern, heute sind es 3369 Einwohner.
Im Jahre 1236 wurden
in einer Urkunde des Staufer Kaisers Friedrich II. aus Anlass der
Übertragung der kaiserlichen Schutzrechte des Reiches auf das Kloster
Selbold die Ortsnamen Altwiedermus (Witteramis) und Hüttengesäß (Hittengeseze)
e r s t m a l s erwähnt. Die Originalurkunde liegt im Archiv des
Birsteiner Schlosses (Isenburger Archiv) – dort im sogenannten Selbolder
Copialbuch. Der lateinische Text lautet in der Übersetzung nach Reimer,
Urkundenbuch Band I, Nr. 196 als Auszug:
vom Kaiser Friedrich
II. als Selbolder Klosterbesitz bestätigt
Friedrich II. von Gottes Gnaden römischer Kaiser…
Gruß und alles Gute!
Durch gegenwärtiges Schreiben wollen wir allen Untertanen des Reiches
kundtun, dass wir den ehrwürdigen Vorsteher des Convent des Klosterstiftes
in Selbold unter unseren und des Reiches besonderen Schutz nehmen:
Das
Kloster selbst und den Ort, der dabei liegt und gleichen Namen führt, und
was dazu gehört, nämlich:
Hittengeseze, Witteramis, Gunsrodes, Lobberbach, Mittela, Miroldis, Hellers,
Geilnhusen Heets und Teile von Weterbach, die Zehnten in den genannten
Dörfern und ihre anderen Güter, die sie jetzt in rechtmäßigem Besitz haben
und was sie mit Recht erwerben werden. Wir schreiben vor und befehlen wohl
zu beachten, dass keiner sich herausnehme, den genannten Vorsteher, den
Konvent, das Kloster und ihre Güter gegen den Inhalt dieses Schutzbriefes zu
beunruhigen. Wer es dennoch tut, soll wissen, dass er unseren Zorn auf sich
lädt.
Zum
Gedächtnis und zur Bestätigung für die spätere Gültigkeit haben wir das
gegenwärtige Schreiben mit unserem Siegel versehen lassen.
Gegeben zu Würzburg
Im
Mai 1236
„Mit dem Siegel des
Kaisers versehen“ vor 775 Jahren, das ist für unsere damaligen Dörfer
Hittengesetze und Witteramis von großer Bedeutung! Einmal standen die Orte
unter dem besonderen Schutz des Reiches, zum andern wussten die Bürger, an
wen sie ihren Zehnten zu zahlen hatten, nämlich an das Kloster Selbold, das
damals zum Erzbischof von Mainz gehörte.
Diese Urkunde wurde
vom Stauferkaiser im Mai 1236 in Würzburg unterzeichnet. Die Festung
Marienburg oberhalb des Mains bot durch ihre Mauern nicht nur Sicherheit,
sondern auch einen gewissen Wohnkomfort für das kaiserliche Gefolge
Friedrichs II.. Regieren war mit ständigem Reisen und Reiten des Kaisers von
einer Stadt – von einer Pfalz zur andern - verbunden. Würzburg war für
Friedrich II. und schon für seinen Großvater Friedrich I. Barbarossa und
seinen Vater Heinrich VI. die heimliche Hauptstadt in dem großen Reich der
Staufer, das von Dänemark bis nach Sizilien und von Burgund bis nach Ungarn
reichte.
Eine ähnliche Urkunde aus späterer Zeit:
Aber auch die Stadt
Gelnhausen, ganz in unserer Nähe, war in der Stauferzeit als freie
Reichsstadt von großer Bedeutung. Gelnhausen war direkt dem Kaiser
unterstellt. Kaiser Barbarossa erhob Gelnhausen am 25. Juli 1170 zur
Reichsstadt.
Gleichzeitig wurde auf der Kinzig Insel die Kaiserpfalz
errichtet. Sie ist mit ihren kunstvollen Steinmetz-Arbeiten an Pallas und
Kapelle eine der schönsten Kaiserpfalzen und diente dem engeren kaiserlichen
Gefolge hauptsächlich zum Wohnen. Während der Reichstage Friedrichs II.
mussten die Gäste des Reichstages außerhalb der Pfalz übernachten, meist auf
der großen Fläche vor der Pfalz, der heutigen Müllerwiese. Friedrich II. war
in der Zeit von 1214 bis 1219 mehrmals in Gelnhausen.
Keinem anderen
Herrscher des Mittelalters wurde so viel Bedeutung entgegengebracht wie
Friedrich II. von Hohenstaufen (1194 – 1250). Die Faszination, die Friedrich
II. ausstrahlt, geht auf seine Herkunft zurück. Geboren in Palermo auf
Sizilien und nach dem frühen Tod seines Vaters Heinrich VI. und seiner
Mutter Konstanze de Hauteville, wuchs der Vollwaise zunächst als Gassenjunge
in Palermo auf. Er wurde zeitweise von einem muslimischen Kadi erzogen.
Danach nahm Ihn der damalige Papst Innozenz III. in Vormundschaft, der den
jungen Friedrich vom Erzbischof von Palermo ausbilden ließ. Friedrich II.
war sehr sprachbegabt; er beherrschte nicht nur die lateinische Sprache, in
der die Originalurkunde über die Ersterwähnung von Hittengeseze und
Witteramis verfasst ist, sondern auch viele andere Sprachen.
Wie aus unten
stehendem Gemälde, das aus dem Kaisersaal des Frankfurter Römers stammt,
zu sehen ist, hatte Friedrich II. auch ein Hobby. Es war die Jagd mit
Vögeln, die Falknerei. Im Alter von 18 Jahren zog Friedrich II. von Sizilien
kommend mit Elefanten über die Alpen, um sein Erbe als Deutscher König
anzutreten 2).
Aber darüber und
über die Regierungszeit und das weitere Wirken Friedrichs II. um die Zeit
vor 775 Jahren, sowie über die heute noch erhaltenen Kulturdenkmäler,
Burgen, Kirchen Klöster und das mittelalterliche Leben in unserer Region
berichten wir in einer umfangreichen Heimatchronik, die im Jubiläumsjahr
2011 erscheint.
Ferdinand Graef
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